„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Diese Grundorientierung in Bezug auf den Kontakt zu Menschen ist auch für Beratung und Psychotherapie bedeutsam. Was unser Menschsein ausmacht, lässt sich nach Buber nicht individualistisch beschreiben.
Die moderne individualistische Gesellschaft will uns das glauben machen. Was Menschsein wirklich ist und wirklich werden lässt, ist nach Buber nur dialogisch zu erfassen, nämlich in Begegnung von Mensch zu Mensch. „Der Mensch wird am Du zum Ich“ . Begegnung versteht er als die Urkategorie, die Menschsein genuin begründet. Würden wir Buber mit Kant fragen: „Was ist der Mensch“, hörten wir Buber antworten: „Der Mensch ist Mensch mit Menschen.“ Die Position Martin Bubers kann BeraterInnen und PsychotherapeutInnen bewußt machen, Gespräche und Veränderung nicht als analysierende Betrachtung eines psychischen Apparates oder Korrekturprogramm für problematische Verhaltensmuster zu sehen. Uns erschließt sich nicht, was Menschsein ausmacht, wenn wir einen Menschen als Objekt betrachten. Nach Buber kann sich der Mensch nur in Beziehungen entwickeln und seinen Weg finden.
Auch Carl Rogers, der Begründer der "Personzentrierten Psychotherapie“ ist überzeugt, dass Veränderung und Gesundung beim Menschen nur durch die Erfahrung einer Beziehung zustande kommt. Der personzentrierte Ansatz von Rogers versteht sich als eine Beziehungstherapie, Beziehung wird nicht als Technik, als Mittel eingesetzt: Die Beziehung ist die Therapie. Die wesentlichen Bedingungen, unter denen eine Person gesund werden, ihr Potential und ihre Kreativität voll entfalten kann, sieht Rogers vor allem in einem förderlichen zwischenmenschlichen Klima begründet. Die BeraterIn und PsychotherapeutIn stellt keine neue Persönlichkeit her, sie formt oder bildet sie nicht; sie ist lediglich bei der Entstehung und Ausbildung neuer, bisher nicht zutage getretener Seiten der Person behilflich.